Ein Überblick über die Geschichte und die erste deutsche Meisterschaft der Modellfallschirmspringer.
Es begann eigentlich damit, als sich im Jahr 1975 ein Modellpilot zu den Flugtagen der Modellfluggruppe Goldener Grund zur deren Teilnahme anmeldete. An sich nichts außergewöhnliches, aber dieser Pilot hatte etwas Besonderes zu bieten was bis dato der breiten Öffentlichkeit nicht gezeigt wurde und somit auch nicht bekannt war. Conrad Riggemann, so sein Name, wollte seinen "Fallschirmspringer" mit einem Modellflugzeug auf Höhe bringen lassen und dann mittels Fernsteuerung auslösen und an einem Fallschirm der an einer Art Puppe aus Balsaholz und anderen Materialien gefertigt war, auf dem Flugplatz landen. Dieses wurde von den Zuschauern und den Mitgliedern der Modellfluggruppe mit Spannung erwartet ob das auch alles so funktionierte wie angekündigt.
Die Springerpuppe, um sie mal so zu nennen, ist ca. 450 mm groß und hat ein Gewicht von ca. 900g. Gefertigt aus Balsa, -Sperrholz und leichtes Alu-Blech. Im Körper untergebracht sind Empfänger, Schalter, Akku und Rudermaschinen um den Fallschirm zu öffnen als auch die beiden Arme des Springers zu bewegen und damit den Fallschirm zu steuern. Der Fallschirm aus einem Nylonstoff genäht war ca. 1000 x 800 mm groß und hatte ein entsprechendes Gurtzeug das an dem Springer befestigt war. Auf dem Rücken des Springers war ein offener Kasten angebracht in dem der Fallschirm, entsprechend gefaltet, untergebracht wurde.
Nachdem nun der Springer mit der Schleppmaschine auf Höhe gebracht war, wurde ein Windtriffter abgeworfen, ein Streifen Stoff mit einem Gewicht, der die Windrichtung anzeigt und sich der Fallschirmspringer-Pilot danach richten kann um mit der Fernsteuerung des Springers den vorgesehenen Landeplatz zu treffen. Nach dem ausklinken des Springers in ca. 200 m Höhe von dem Flugzeug, fiel dieser ca. 3-5 Sek im freien Fall, dann wurde der Fallschirm mittels Rudermaschine ausgelöst und der Springer schwebte mehr oder weniger gesteuert auf den Platz oder genau auf den Mittelpunkt des Zielkreises.
Seit diesem Ereignis beschäftigt sich die Modellfluggruppe um das Modellfallschirmspringen. Viele Vereinsmitglieder ließen sich inspirieren und begannen sich diese neuen Sparte des RC-Sports anzueignen. Vereinsmeisterschaften wurden ausgetragen und man besuchte andere Vereine und deren Flugtage oder Wettbewerbe um das Können und beherrschen der Fallschirmspringer dem Publikum zu zeigen.
Zwischenzeitlich wurde die Entwicklung der Springer-Puppen weiter voran getrieben und Conrad Riggemann veröffentlichte den ersten Bauplan seines Springers unter dem Namen" CONRAD". Otto Schulze baute den Springer nach den Bauplänen und verbesserte immer weiter seine eigenen Konstruktionen. Die Steuerung wurde verfeinert und der Springer wurde in kleinen Serien von Otto Schulze aus Alublech gefertigt.
Jahre später wurde ein neuer Bauplan für den Springer mit dem Namen" COOL BOY" von Conrad Riggemann veröffentlicht. Hier war der Fortschritt der Technik zu erkennen. Ein Servo zum ausklinken und je ein Servo für die Arme. Die Springer-Puppen wurden in Ihrem Aussehen verbessert, Springercombi, Gurtzeug und Matratzenschirme PARA-FOIL und P6 wurden Standard, so wurde die Ziellandung nicht mehr dem Zufall überlassen. Die Faszination dieser Sportart brachte in den Vereinen immer mehr Interessenten hervor und es entstand ein regelrechter Boom. Nicht nur alte Hasen der Modellfliegerei wurden Anhänger dieser Sportart, viele Jugendliche, Neueinsteiger, Frauen und Mädchen sowie Familien haben sich für das Modellfallschirmspringen entschieden und somit eine Familiengerechte Freizeitgestaltung gefunden bei dem sich jeder entfalten konnte.
Otto Schulze, ein Pionier und Spezialist auf diesem Gebiet, aus Dreieich war schon länger bei der Modellfluggruppe als Gastpilot und hat vielen Mitgliedern den Springersport schmackhaft gemacht. Als dann 1981 nach seinem Erfahrungsbericht über Modellfallschirm-Springer in der Fachpresse berichtet wurde hat man sich entschlossen einen Wettbewerb ins Leben zu rufen und alle Interessenten Springer-Piloten aus Deutschland zu einem Vergleichskampf einzuladen. Otto Schulze erklärte sich bereit die Leitung dieser Veranstaltung zu übernehmen. Im folgenden Jahr 1982 wurde dann die erste offene Deutsche Meisterschaft ausgesprochen.
Aber nicht nur Otto Schulze und Conrad Riggemann waren die einzigen Pioniere die diese Sparte des Modellsports weiterentwickelten. Jörg Rheinwald aus Kaltenkirchen, Initiator der "Robbe-Pokal" Wettbewerben brachte einen Springer unter dem Namen" WILHELM" heraus. Den ersten Holzbausatz eines Springers, den "VICTOR", wurde von Horst Lang aus Dollern auf den Markt gebracht. Die Firma Robbe vertrieb 1985 den Springer "CHARLY" und Alfred Brenzing war an der Entwicklung beteiligt, mit dem GFK-Springer " MIKE" wurde die Springerszene verändert.
Als man 1982 die Presse und Vereine anschrieb, Plakate veröffentlichte zu der 1.Deutschen Meisterschaft, war man sich nicht sicher ob es überhaupt so viele Interessenten geben würde die sich auf den Weg nach Hünfelden-Kirberg machen würden. Aber die Resonanz war beeindruckend, 23 Akteure hatten sich angemeldet und nahmen an dieser Meisterschaft teil. Der Mitinitiator Otto Schulze war auch der Sieger vor dem 11 jährigen Michael Scheffner aus Frankfurt und Dirk Weimen aus Wuppertal. Die Siegerehrung und Pokalüberreichung wurde von dem Hünfeldener Bürgermeister E.Valeske vorgenommen. Alle Teilnehmer erhielten eine Gedenkplakette und waren sich einig, das man sich wieder im kommenden Jahr treffen sollte um den Wettbewerb " Deutsche Fallschirmspringer Meisterschaft" zu veranstalten.
In den kommenden Jahren, bis 1985 wurde die "Deutsche Meisterschaft" in Hünfelden-Kirberg bei der Modellfluggruppe Goldener Grund ausgetragen, man nannte den Verein " Mekka der Modellfallschirmspringer". Ab 1985 übernahm der DMFV erstmals die Verantwortung und die Durchführung der Deutschen Meisterschaft. Für den Verband war es die 1. Deutsche Meisterschaft in dieser "Neuen" Sparte des RC-Sports. Anzumerken wäre noch das bei dieser Deutschen Meisterschaft 1985, Dieter Hülshoff zum 3.Mal Deutscher Meister wurde und in Folge 3 Mal Deutscher Meister war seiner Zeit Josef Sommer. In all den Jahren hatte diese Sportart viele Anhänger gewonnen und verbreitete sich in Deutschland und Europa aus. Es folgten Regional- und Internationale Deutsche Meisterschaften in verschiedenen Bundesländer. Auch Europa-Meisterschaften, die im benachbarten Ausland ausgetragen wurden, brachten die Szene der Modellfallschirmspringer auf ein beachtliches, technisches hohes Niveau.
Aber bei all dem genannten, muss auch hier von den Piloten der Schleppmaschinen gesprochen werden, welche die Modellfallschirmspringer auf die gewünschte Absetzhöhe bringen und somit die Voraussetzung für diese Sportart schaffen. In der Regel sind es Vereinskameraden oder Bekannte Piloten die sich mit ihren Modellen zu Verfügung stellen und die "Arbeit" für die Springer erledigen. Am Anfang hat man immer nur ein Springer an so eine Schleppmaschine angebracht, heute sind es in aller Regel mindestens zwei die an einer individuellen "Springerhalterung" angebracht sind. Es ist die Teamarbeit die die Modellfallschirmspringer zu einer großen Familie geformt hat. Natürlich wird bei den Wettbewerben sportlich um Punkte gerungen und neben den zahlreichen Flugtagbesuchen sind die Wettbewerbe im Modellfallschirmspringen nicht nur eine besondere Heraus-Forderung sondern dienen auch der Kontaktpflege und dem Informationsaustausch.Daher steht nicht nur der Wettstreit im Vordergrund - vielmehr ist es das Wiedersehen von Freunden, Bekannten und Mitstreiter der Wettbewerbe, was alle Teilnehmer vereinigt.
Um diese grobe Übersicht zu komplettieren sei hier erwähnt, dass 2011 ein Jubiläumsjahr für diesen Familien-Sport wird, denn die "Internationale Deutsche Meisterschaft" wird zum 30. mal bei der Modellfluggruppe Goldener Grund ausgetragen, dort wo vor 30 Jahren alles begann.
Wer sich nun angesprochen fühlt, sich für diese Sportart zu interessieren, dem sind am Ende ein paar Links angegeben.
Weiterhin ein "Glück ab" für Springer und deren Piloten!
Olaf Schneider Fallschirmspringen ferngesteuert Entwicklung - Praxis - Tips 80 Seiten, 108 Abbildungen, mit Bauplan
Best.-Nr. 624, ISBN 3-7883-0624-6 € 12,30 / sFR. 22,-
Deutscher Modellflieger Verband e.V. Sportreferent Fallschirmspringen
Udo Straub
Hangweg 19
97616 Bad Neustadt / Saale
Telefon: 09771-3329
Mobil: 0174-6503655
E-Mail:
Tipps zum Fallschirmspringen (PDF)
von Udo Straub und Michael Rogg
Hier findet ihr eine kleine Geschichte von Dieter Hülshoff aus dem MFC-Brilon sowie eine Anleitung für die Sicherheit eines Modellfallschirm-Springer
Geschichte und Anleitung (PDF)
Links und Quellen:
http://www.freifaller.de/bluesky/index.htm
http://fallschirmspringen.dmfv.aero
Die 30. Deutsche Meisterschaft fand wieder bei der Modellfluggruppe Goldener Grund statt.
Recherche und Bearbeitung: Eberhard Deis 2011 ©